Aus Deutsche Herzstiftung Sprechstunde
Diese Nebenwirkungen sollten Sie kennen
Medikamente gehören zu den wirksamsten Möglichkeiten, um sich bei einem geschwächten Herzmuskel vor einem weiteren Nachlassen der Pumpkraft zu schützen. Als Patient sollte man allerdings gut über die eingenommenen Medikamente informiert sein, damit nicht unnötigerweise Nebenwirkungen auftreten.⇒Weiter
Ständig Reizhusten: Ihre Medikamente können schuld sein
Bei bestimmten Herz- und Blutdruck-Medikamenten ist Reizhusten eine häufige Nebenwirkung, die man jedoch in fast allen Fällen ganz einfach verhindern kann.⇒ Weiter
ASS: Wegen möglicher Nebenwirkungen nicht dauerhaft einnehmen?
Auch wenn ASS bei Herzkrankheiten vergleichsweise niedrig dosiert wird (z.?B. 100 mg pro Tag), kann die Einnahme ernsthafte Nebenwirkungen verursachen. Nicht überraschend wird daher in der Herzstiftungs-Sprechstunde häufig die Frage gestellt, ob eine lebenslange Einnahme von ASS wirklich notwendig ist oder ob das Medikament irgendwann wieder abgesetzt werden kann.⇒ Weiter
Sollte man seinen Blutdruck tatsächlich unter 120?mmHg senken?
Vielleicht haben Sie es von Ihrem Arzt schon erfahren: In der sogenannten SPRINT-Studie zeigte sich für Bluthochdruck-Patienten ein deutlich kleineres Risiko zu sterben oder eine gefährliche Herzschwäche zu erleiden, wenn das Ziel für den oberen Blutdruck unter 120?mmHg betrug (statt den bislang empfohlenen 140?mmHg, die je nach Alter und Begleitkrankheiten gelten) ⇒ Weiter
Wie gefährlich ist Cholesterin für Herzpatienten?
Wenn von Zeit zu Zeit Presse-Beiträge zum Thema Cholesterin kursieren, häufen sich in der Herzstiftungs-Sprechstunde meist schnell die Rückfragen beunruhigter Herzpatienten, z.?B. ob Cholesterin-Senker tatsächlich unsinnig sind und besser abgesetzt werden sollten? Um sich nicht erheblichen Schaden zuzufügen, warnt die Herzstiftung jedoch davor, zweifelhaften Behauptungen leichtfertig Glauben zu schenken und Medikamente auf eigene Faust abzusetzen, wie in der folgenden Sprechstunden-Antwort ausführlich erläutert wird.
Die Sprechstunden-Frage: Schon manches Mal haben mir die Publikationen der Herzstiftung weitergeholfen. Aber jetzt macht mich nachdenklich, dass Sie in den Herzwochen 2016 dem Cholesterin eine große Bedeutung beimessen. Ich habe im Fernsehen der Dokumentation „Cholesterin, der große Bluff“ entnommen, dass große Zweifel daran bestehen, dass hohes Cholesterin ein Risikofaktor ist.
Fallen wir hier nicht auf eine Ideologie der Pharmaindustrie herein, die damit Millionen über Millionen verdient? Ist eine Behandlung von erhöhtem Cholesterin, wozu mir mein Arzt ein Statin verschrieben hat, überhaupt sinnvoll? Immerhin gibt es auch Nebenwirkungen, die dabei auftreten können: Muskelkrankheiten, Alzheimer und Diabetes. Die meisten Ärzte nehmen wissenschaftliche Studien, in denen die Behandlung mit Statinen sich als vorteilhaft erwiesen hat, einfach hin, ohne sie zu hinterfragen.
Ich selbst überlege mir nach dieser Sendung, ob ich, der mit einer stabilen koronaren Herzkrankheit ganz gut zurechtkommt, das mir verordnete Statin einfach absetze. (Reinhard H., Eckernförde)
Die Experten-Antwort:
Prof. Thomas Meinertz
Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
Ja, hohes Cholesterin ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten.
Das ergibt sich nicht nur aus einer Vielzahl wissenschaftlicher Studien, sondern auch aus der Erfahrung mit Patienten, die von einer angeborenen Hypercholesterinämie betroffen sind. Diese Patienten haben genetisch bedingt ein sehr hohes LDL-Cholesterin (über 190 mg/dl) und damit ein extrem hohes Infarktrisiko.
Wenn Patienten in solch einem Fall die Anlage für hohes Cholesterin von beiden Elternteilen geerbt haben, sterben sie – sofern die Erkrankung nicht erkannt und nicht behandelt wird – schon als Jugendliche am Herzinfarkt. Haben sie die Anlage nur von einem Elternteil, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie bereits zwischen 30 und 40 Jahren einen Herzinfarkt erleiden.
Nicht immer sind Medikamente erforderlich
Anders verhält es sich, wenn das erhöhte LDL deutlich unter 190 mg/dl liegt. Dann hängt die Gefährlichkeit davon ab, ob zusätzliche Risikofaktoren vorliegen:
Menschen im Alter zwischen 40 und 50 Jahren, die z. B. ein LDL-Cholesterin von 145 mg/dl haben, aber sonst keinerlei Risikofaktoren aufweisen, brauchen nichts anderes zu tun, als gesund zu leben, und müssen keine Cholesterin-Senker einnehmen.
Beim Vorliegen zusätzlicher Risikofaktoren, z. B. Bluthochdruck, Rauchen oder Diabetes, steigt das Risiko massiv an (exponentiell). Auch hier ist der Lebensstil wichtig, aber man kommt um Medikamente nicht herum, wenn man das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall senken will. Das ist das Einsatzgebiet der Statine, mit denen der Cholesterinspiegel bei ausgeprägten Risikofaktoren unter 100 mg/dl, bei koronarer Herzkrankheit, nach Infarkt und bei Diabetes möglichst unter 70 mg/dl gesenkt werden sollte.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Die wichtigsten Nebenwirkungen von Statinen sind Muskelbeschwerden, die sich allerdings mit einer durchdachten Medikamenten-Umstellung oft gut in den Griff kriegen lassen. In sehr seltenen Fällen kann es zur Rhabdomyolyse (Auflösung quergestreifter Muskelfasern) kommen, die sich durch eine deutliche Erhöhung der Muskelenzyme Creatin-Kinase (CK) ankündigt.
Dafür, dass durch Statine Alzheimer entsteht, gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg. Im Gegenteil, da Statine das Risiko für Durchblutungsstörungen im Gehirn vermindern, wirken sie auch gegen Demenz.
Das Risiko unter Statinen einen Diabetes mellitus zu entwickeln, ist zwar minimal erhöht, aber der Nutzen der Statine überwiegt dieses Risiko. Eine wichtige Information ist dabei, dass sich Statine gerade bei Diabetikern als besonders wirksam zur Verhütung von Herzinfarkten herausgestellt haben.
Abschließende Bewertung: Wenn Sie als KHK-Patient das Ihnen verordnete Statin absetzen, können Sie sich selbst erheblichen Schaden zufügen. Wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass Statine nicht nur den LDL-Cholesterinspiegel senken, sondern in Ihren Gefäßen auch die Plaques stabilisieren, durch deren Aufbrechen ein Herzinfarkt entstehen kann.
Welchen Herzpatienten eine Herzpumpe oder ein Kunstherz helfen kann
Viele Herz-Kreislauf-Krankheiten hinterlassen im Laufe der Zeit deutliche Schäden am Herz. Für Betroffene ist das oft daran erkennbar, dass mit nachlassender Herzleistung z.?B. das Treppensteigen anstrengender wird oder der verschlechterte Blutfluss zur Wassereinlagerung (=Ödeme) in den Beinen führt und die Schuhe dann immer schlechter passen.
Während in leichten Fällen mit Medikamenten und einem durchdachten Bewegungsprogramm meist gut geholfen werden kann, stoßen die Therapie-Möglichkeiten in schweren Fällen, wenn bereits geringste Belastungen zu Atemnot führen, oft an ihre Grenzen. Für Hoffnung sorgen dabei seit einiger Zeit Herzunterstützungssysteme, die für bestimmte Patienten infrage kommen und oft einfach als Kunstherz oder künstliche Herzpumpen bezeichnet werden. Umfangreiche Infos dazu finden Sie im neuen Herzstiftungs-Ratgeber, der in Zusammenarbeit mit Unikliniken und spezialisierten Herzzentren erarbeitet wurde